wildkräuter sammeln

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Selbst wer sonst nur Pasta isst, wird da schwach: Wildkräuter sind nicht nur gesund, sie zu sammeln ist ein Abendteuer – und kinderleicht.

Zurzeit diskutieren wir oft über unser Leben und wie wir es gestalten wollen. Ein grosses Thema ist das Essen. Wo kaufen wir ein, was kaufen wir? Ohne tierische Produkte, oder doch noch ab und zu? Was für Konsumenten wollen wir sein? Was ist überhaupt noch gesund, was tut uns wirklich gut?

Dabei wurde uns klar, dass wir die Pflanzen, die bei uns in den Wäldern oder auf den Wiesen wachsen, viel zu wenig kennen. Viele sind essbar und besitzen, wie wir nach und nach rausfanden, eine immense Konzentrationen an Mineralstoffen, Vitaminen, Eiweissen sowie gesunden Fettsäuren – ein Vielfaches von jedem Salat und jeder anderen Kulturpflanze, die wir im Laden kaufen. Also entschieden wir uns, gemeinsam mit unseren Kindern auf eine Entdeckungsreise durch die Wildnis zu gehen.

Und dabei haben wir etwas Wichtiges entdeckt. Nicht nur die Inhaltsstoffe der Wildpflanzen haben eine heilende Wirkung. Auch die gemeinsame Zeit, das gemeinsame Suchen, das Pausemachen, das Draussensein; die Sonne, den Wind oder den Regen zu spüren, die Gegend zu erkunden, die verschiedenen Farben zu sehen; zu riechen und zu schmecken; die Dankbarkeit für die Vielfalt und Fülle, in der wir leben: All das hat uns unheimlich gut getan.

Probiert es auch aus! Im Folgenden beschreiben wir die 5 Wildpflanzen, die mit Kindern am einfachsten zu sammeln sind.

BRENNNESSEL

Was ist drin? Wer sie wegen ihrer giftigen Häärchen meidet, verpasst etwas: Die «Königin unter den Wildpflanzen» ist unglaublich gesund, eine wertvolle Eiweissquelle, enthält viel Eisen, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente – ein wahres regionales Superfood. Wer die Brennnessel in seinen Alltag integriert, lebt gesünder und kann womöglich sogar Krankheiten abwenden: Sie soll den Stoffwechsel fördern, Infektionen lindern und blutreinigend wirken, das Immunsystem allgemein stärken, sogar bei Akne und Rheumabeschwerden helfen …
Was verwenden? Am besten sammelt man immer die obersten Spitzen der Brennnessel. Auch die weiblichen Samen kann man gut essen: Sie schmecken roh oder geröstet, im Salat oder Müesli. Sie schmecken nussig und wirken wie ein Wachmacher gegen Müdigkeit. (Die weiblichen Samen hängen in einer Art Rispe herunter; hier ist der Unterschied zu den männlichen erklärt.)
Wo finden? Die Brennnessel findet ihr überall: in Gärten, im Wald, auf Wiesen, an Wegrändern oder an Flussufern. Beim Pflücken und Weiterverarbeiten könnt ihr Handschuhe verwenden. Wir pflücken sie meistens von Hand unten am Stiel oder mit der Schere – klappt meistens ganz gut. Meistens.
Wann sammeln? Blätter: März bis Oktober; Samen (die weiblichen sind die guten): August bis September
Was draus machen?
Smoothie: eine Handvoll Brennnesselblätter mit reifen saisonalen Früchten sowie Wasser oder frischem Orangensaft mixen.
Brennnessellspinat: ca. 500g frische Brennnesseltriebe, gewaschen; 1 Zwiebel, fein gewürfelt; Knoblauch; ½ Glas Gemüsebouillon; Salz, Pfeffer; etwas Öl: optional: 2 EL vegane Sahne oder Sauerrahm.
Schnelle Brennessel-Glacé: 1 Tasse Cashewnüsse; 1 Tasse Eiswürfel; 3 sehr reife Bio-Bananen; 2 Handvoll Brennessel- Triebspitzen; 1-2 EL Zitronensaft; Mark von 1 Vanilleschote. Alles mixen, in Schälchen geben und zum Dekorieren mit essbaren Blüten toppen.
Brennessel-Chips Oberste Blätter pflücken. In Olivenöl braten, dann mit Salz abschmecken.

GÄNSEBLÜMCHEN

Jedes Kind kennt Gänseblümchen, von einem Blumenkranz oder einem Sträusschen vielleicht. Aber:  Man kann sie auch essen! Und jeder Teller sieht mit Gänseblümchen einfach ein bisschen schöner aus, sei es auf der Suppe, im Salat oder auf dem Brot.
Was ist drin? Sie enthalten viel Vitamin A, C und E und sind reich an Eisen und Magnesium.
Was verwenden? Blätter und Blüten und sogar die Stiele können problemlos verzehrt werden.
Wann sammeln? Fast das ganze Jahr.
Was draus machen?
Gänseblümchen-Kapern: 200g Gänseblümchenknopsen in 300ml Kräuter-Essig und eine Prise Salz einlegen.
Gänseblümchen-Tee, zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten, bei Husten und Fieber: Einen EL frische oder 1½ getrocknete Blüten und Blätter pro Tasse mit kochendem Wasser überbrühen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Wer den bitteren Geschmack nicht mag, kann etwas Honig hinzufügen.

GIERSCH

Er wird oft für ein Unkraut gehalten, weil er im Garten auch ohne Pflege häufig üppig wächst. Doch wie viele andere Wildgemüse ist Giersch vitamin- und mineralstoffreicher als zahlreiche Kulturgemüse und ist ein altes Heilmittel.
Was ist drin? Besonders viel Vitamin C.
Was verwenden? Sowohl Blätter als auch Blüten können verzehrt werden.
Wann sammeln? Blätter: März bis Oktober; Blüten: Juni.
Was draus machen?
Gierschpesto: Giersch nach Belieben (plus andere Wildkräuter nach Gusto); Nüsse (wir wählen Baum- und Haselnüsse, die wir auch hier sammlen können); Öl (z.B. Oliven-, Nuss- oder Kürbiskernöl); Pfeffer und Salz. Zubereitung: Alles mixen und in ein sauberes Gals füllen.
Wahlweise dazumixen: Pilze, Tomaten, Peperoni, Oliven, Kichererbsen, Randen, andere Wildkräuter. Auch Parmesan kann dazugegeben werden, Pesto ist dann einfach weniger lang haltbar.
Couscoussalat: 200 g Couscous, 100 – 150 g junger Giersch; 2 Fleischtomaten; 2 Frühlingszwiebeln; 40 g frische oder 20 g getrocknete Minze; 5 EL Zitronensaft; 5 EL Olivenöl; etwa 400 ml Wasser;  Salz, Pfeffer. Couscous zuerst mit heissem Wasser übergiessen, zugedeckt stehen lassen, mit der Gabel auflockern. Feste Zutaten kleinschneiden und beigeben, mit Öl und Zitronensaft und Salz abschmecken.
Gierschonade: 15 Blätter Giersch; Gundermann, Gänseblümchen, Rosenblätter, Malve (was ihr alles so findet); einige Stängel Minze; 1 Zitrone; 1 Liter frischer Bio-Apfelsaft; 1 Liter Mineralwasser. Aus den Kräutern einen Strauss binden, kräftig anquetschen und für mindestens 3 Stunden in den Apfelsaft hängen, dann kurz vor dem Servieren den Zitronensaft und das Mineralwasser hinzugeben. Wer mag, lässt den Strauss als Dekoration drin. Gekühlt servieren.

LÖWENZAHN

Das wahrscheinlich bekannteste «Unkraut» ist der Löwenzahn. Er ist fast auf jeder Wiese zu finden und vielseitig einsetzbar. Seine Blätter schmecken leicht bitter und nussig.
Was ist drin? Löwenzahn enthält um ein vielfaches mehr Vitamin A und C als ein gewöhnlicher Kopfsalat, und ihm wird zudem eine blutreinigende und harntreibende Wirkung nachgesagt. Er regt die Verdauung an und hilft bei Blähungen und Blähbauch.
Was verwenden? Neben den Blättern können auch Blüten und Wurzel besonders gut in der Küche verwendet werden.
Wann sammeln? April bis Oktober.
Was draus machen? Junge Löwenzahnblätter passen gut zu Salaten, Suppen, Saucen oder einfach aufs Brot. Die Blüten eignen sich hervorragend als Deko auf Salaten oder Desserts. Aus ihnen lässt sich aber auch Gelee, Sirup oder eine Art Honig herstellen. Auch in Tees ist Löwenzahn sehr beliebt.
Kräutersuppe: 3-5 Hände voll Wildkräuter; etwas Wasser; 1 Zwiebel; 1 Knoblauch; 2 Kartoffeln (oder noch weiteres Gemüse); 750 ml Wasser oder Gemüsebrühe; Salz, Pfeffer; nach Belieben mit Kokosmilch verfeinern. Zum Garnieren: Ein paar frischen Blüten z.B. von Gänseblümchen und Gundermann.

SPITZWEGERICH

Spitzwegerich hat einen feinen Pilzgeschmack, vorallem die Blüten. Die Blätter lassen sich klein geschnitten wie Schnittlauch beispielsweise im Salat verwenden. Ihr findet die Pflanze eigentlich überall – am Wegrand, im Wald und auf der Wiese. Aus der unscheinbaren Heilpflanze könnt ihr auch gut mit den Kindern eine Heilsalbe machen, da der Spitzwegerich antibakteriell und wundheilend wirkt. Oder wenn es mal schnell gehen soll, einfach ein Blatt zerdrücken, so dass der Saft austritt, und auf Stich oder Wunde tupfen. Selbst als Hustensirup oder «Anti-Juckpflaster» bei Instektenenstichen hilft der Spitzwegerich.
Was ist drin? Er enthält Kieselsäure, Vitmain B und C, Kalium und Zink.
Wann sammeln? Das ganze Jahr; junge Blätter können von April bis Juni geerntet werden.
Was draus machen?
Spitzwegerich-Risotto: etwa 25 Spitzwegerich-Blüten; 1 Zwiebel; 1 EL Pflanzenöl; Salz und Pfeffer; 3 El Mandelmus. Zubereitung: Zwiebel würfeln, im Öl andünsten; Blüten hinzufügen und kurz mitdünsten. Risotto separat nach Packungsangabe kochen und am Ende mit den Blüten und dem Mandelmus vermengen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Wildkräutersalat: Mit allem was ihr findet; kombinieren mit Fenchel, grünem Salat Äpfel und Nüssen.

Häufig fragen mich die Erwachsenen, ob den Kindern die Wildpflanzen denn auch schmecken. Interessanterweise ist das für uns überhaupt kein Thema, weil die Kinder sie eben selber sammeln können. Im Gegenteil, wir müssen nun eher aufpassen, dass sie nicht alles einfach essen und alles sammeln. Wichtig ist es deshalb, den Kindern zu erklären, dass sie nur solche Pflanzen pflücken und essen können, die sie gemeinsam mit einem Erwachsenen identifizieren, weil es giftige Pflanzen (und Doppelgänger!) gibt, die man nicht essen sollte, oder seltene, die man nicht pflücken darf. Zudem finde ich wichtig, dass ihr nur das erntet, was ihr wirklich auch braucht: Kinder und auch Erwachsenen können lernen, dass wir die Pflanzen nicht achtlos abreissen, aus Respekt vor der Natur.

Einige der Rezepte in diesem Beitrag stammen von der guten Seite kostbarenatur.net sowie von anderen Seiten wie Strahlemensch.de. Wichtige Tipps zum Sammeln von Wildkräutern enthält auch dieser Artikel aus dem Beobachter und das Buch «Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen: bestimmen, sammeln und zubereiten» von Markus Strauss. In der Bibliothek gibts aber reihenweise Bücher zum Thema.

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