ich bin ich

https://www.thunertagblatt.ch/region/thun/ich-bin-einfach-tabea/story/28674986

Thun: In unserer Serie «Angetroffen» stellen wir heute Tabea Reusser vor. Die Thuner Künstlerin und Mutter sagt von sich, nur eine «Life-Balance» zu haben.

Sie ist viel. Fotografin, Freigeist und Autorin. So stehts auf jeden Fall auf ihrer Website. «Aber», fügt Tabea Reusser an, «eigentlich bin ich einfach Tabea. Ich entscheide jeden Tag, wie und was ich sein will und was ich tue.» Dieses Credo gibt die 36-jährige Künstlerin auch ihren drei Söhnen im Alter zwischen 1 und 6 mit auf den Lebensweg. «Das Wichtigste ist, dass wir den Mut haben, unseren eigenen Weg zu finden und zu gehen», sagt sie. «Auch wenn wir dabei gegen den Strom schwimmen.»

Für die Thunerin, die mit ihrer Familie im Seefeldquartier lebt und ihr Atelier gleich neben der Konzepthalle 6 eingerichtet hat, bedeutet das auch: eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen und nichts zur Gewohnheit werden zu lassen. «Das heisst bei uns, dass wir mal am Boden essen, durch die Wohnung tanzen oder einen anderen Weg zur Arbeit wählen.» Das gelte auch für Essgewohnheiten. So sei sie gerade daran, mit ihrem Mann und den Kindern die Wildpflanzen kennen zu lernen und sich vermehrt von diesen zu ernähren. «Wir essen derzeit Brennnesselspinat und Wildkräutersalat», erzählt sie.

Ihre Ideen hat die Thunerin auch in zwei Bücher gepackt, die ein Zusammenspiel von Fotografien, Texten und grafischen Elementen sind. Und neben der Auftragsfotografie, von der sie mehrheitlich lebt, hat Tabea Reusser mit einer befreundeten Künstlerin bereits ein neues Projekt auf dem Radar. Raumfrei heisst es und startet im Oktober. «An zehn Wochenenden sollen Kinder und Erwachsene ihren eigenen Zugang zur Kunst finden.» Dabei arbeiten die beiden Frauen mit zehn Thuner Künstlern zusammen, die den Teilnehmenden Inputs oder Möglichkeiten geben, aus sich heraus etwas zu schaffen. Unterstützung erhalten die beiden Frauen dabei vom Kanton, aber auch von der Stadt Thun. Noch sind sie aber auf weitere finanzielle Unterstützung angewiesen.

Und was ist es, was Tabea Reusser antreibt? Die 36-Jährige, die sich selber den Zunamen «Aimée» (geliebt) gibt, überlegt nicht lange: «Die Liebe. Bei allem, was ich mache, geht es um Liebe.» Das gelte für ihre Arbeit genauso wie für ihr Familienleben, die sie so gar nicht auseinanderhalten könne: «Ich habe keine Work-Life-Balance», sagt sie und lacht. «Nur eine Life-Balance.» Und man glaubt es ihr aufs Wort.

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